«My legacy is that I stayed on course … from the beginning to the end because I believed in something inside fo me.» Tina Turner
«Follow your Heart» so heisst das Teacher Training, die Yoga-Ausbildung, seit diesem Jahr. Das tönt gut oder? Das möchten wir alle. Niemand sagt wahrscheinlich ernsthaft, ich möchte meinem Kopf folgen, und doch tun es viele von uns.
Ich glaube, es gibt zwei Kategorien von Menschen, diejenigen, die verkopft sind, das heisst, die wirklich kopfgesteuert durch die Welt laufen und dann gibt es diejenigen, die von ihren Emotionen gesteuert werden. Nun ordnen wir Emotionen oft dem Herzen zu, so wie wir Gedanken dem Kopf zuordnen. Emotionen sind aber etwas anderes als Gefühle, sie sind eine oft wilde Mischung aus Stimmungen, Regungen und Affekten. Im Unterschied dazu können wir Gefühle benennen, als Angst, Hoffnung, Freude, Enttäuschung. Es heisst also nicht, wenn jemand ein emotionaler Mensch ist, dass diese Person mehr ihrem Herzen folgt als ein kopfgesteuerter, beide sind Opfer ihrer Vorstellungen, des Films, der sich auf ihrer Rolle abspielt. Die Wahrheit des Herzens, und darüber sprechen wir hier, liegt weit hinter diesen «Wahnvorstellungen», dem täglichen Wollen oder Nicht-Wollen.
Wie auch immer, das Yoga packt alle diese Emotionen, Gefühle und auch Gedanken in ein Paket und nennt sie Vrittis, Bewegungen des Geistes, wobei mit Geist hier Verstand und Herz gemeint sind. Im Yoga und natürlich auch in der Meditation üben und lernen wir, diese Vrittis mit Achtsamkeit erst mal wahrzunehmen, also sie nicht mehr wahlweise zu unterdrücken, wegzuschieben oder auch ihnen nachzugeben.
Eine meine Lehrerinnen begann eine Yogastunde einmal mit der Frage, «Agierst du schon oder reagierst du noch?». Sowohl Gedanken, als auch Emotionen können nicht wirklich wahre Wegweiser in unserem Leben sein. Zu sehr sind sie bestimmt von vergangenen Erfahrungen, Triggern, Abneigungen, Haben-Wollen etc. Das Yoga unterscheidet zwischen fünf Vrittis: das richtige Wissen, das falsche Wissen, Tiefschlaf, die eigenen Vorstellungen und Erinnerungen. Sie sind einfach zu bewegt und zu unstet oder wie jemand mal gesagt hat: Befindlichkeiten halt. Mal haben wir kalt, mal heiss, mal nervt dies, mal das und dann taucht da wieder ein Problem am Horizont auf. Hinter all diesen Regungen liegt unser Bewusstsein, Citta, der ewig blaue Himmel hinter den Wolken.
Da wir in unserer Kultur die Gedanken dem Kopf zuordnen, besser gesagt dem Verstand, und wir eine Yang-lastige, d.h. männlich-orientierte Gesellschaft sind (Patriarchat), halten wir Gedanken allgemein für wahrer als Emotionen, da wir davon ausgehen, dass sie analytisch sind (was sie oft gar nicht sind, denn wie die Künstliche Intelligenz, basiert das Wissen des Verstandes auf der Vergangenheit, d.h. es ist «falsches Wissen»). Aber auch Emotionen sind nicht «wahr», sie basieren genauso auf der Vergangenheit, gemachten Erfahrungen, Ängsten etc. und entspringen genauso wenig wie die Gedanken dem Kopf, dem Herzen. Gefühle können uns da schon mehr Richtung Wahrheit leiten. Oft überdecken aber Emotionen die dahinter liegenden Gefühle und «schützen» uns davor, diese zu fühlen, Wut z.Bsp. kann vor Traurigkeit schützen.
«Follow your Heart» heisst also nicht, den wechselhaften Vrittis, dem Gemisch aus Gedanken und Emotionen, das uns durch den Tag leitet, zu folgen, denn dann werden wir nirgends ankommen, sondern nur im Zickzack gestresst durchs Leben jagen, auf der Flucht vor unangenehmen Erfahrungen, auf der Suche nach dem Glück, das wir fälschlicherweise mit von uns positiv besetzen Emotionen gleichsetzen.
«Follow your Heart» heisst, sich immer mehr zu häuten, bis wir auf den Grund unseres Bewusstseins, in die Seele hineinschauen können ohne von unseren Gedanken, Emotionen und Gefühlen geblendet zu werden und erkennen, dass wir alle lichtvolle edle Wesen sind. Ich glaube, es ist ein langer Weg. Aber einer, den es sich lohnt zu gehen.