«Das Problem ist, du glaubst, du hast Zeit.» Buddha

Das neue Jahr war erst ein paar Tage alt, als ich eines Morgens aufwachte und merkte, dass ich mich nicht gut fühlte, bis zum Nachmittag wurde es nicht besser. Es folgten Besuche bei Ärztinnen und Therapeut:innen (das wäre nochmals eine Geschichte für sich). Nun Wochen später weiss ich was mir fehlt (Eisen, Entspannung) und ich weiss auch was mir hilft, in Topform bin ich noch nicht, was sich lange anbahnt verabschiedet sich nicht so schnell, so long so good. Die Moral der Geschichte? Da ich mein Leben lang mit einer wunderbaren Konstitution gesegnet war (von Migräne mal abgesehen), war mir Krankheit immer ziemlich fremd, sicher hat die lange und regelmässige Yogapraxis dazu beigetragen. Aber alle meine Lehrer:innen haben immer wieder betont: Schmerzen und Leiden gehören zum Leben. Eine Wahrheit, die wir lieber nicht wahrhaben wollen und deshalb gerne verdrängen. Im Buddhismus ist es sogar so, dass alle vier edlen Wahrheiten, die Grundlagen der Lehre, über das Leiden als Teil des Lebens sprechen:

  1. Da ist die edle Wahrheit über das Leiden,
  2. die edle Wahrheit über die Ursache des Leidens,
  3. die edle Wahrheit über die Beendigung des Leidens,
  4. und die edle Wahrheit über den Pfad der Ausübung, der zur Beendigung des Leidens führt.

Jedes Leben hat sein Mass an Leid. Krankheit als Chance also? Buddha sagt auch, dass es eben manchmal genau dieses Leid sei, dass uns zum Erwachen dränge. Nicht dass ich jetzt «erwacht» wäre oder so, aber auf Englisch sagt man so schön: It puts things into perspektive. Meine stabile Gesundheit nahm ich als gegeben hin, weshalb ich sie auch nicht besonders würdigte, wenn ich auch täglich versuchte, gut auf mich zu achten. In dem Moment, wo einem etwas abhanden kommt, das man bis anhin für selbstverständlich hielt, merkt man innerhalb von Sekunden, was wirklich wichtig ist. Nicht die offene Rechnung, die paar Kilos zuviel, die unaufgeräumte Küche, die unausgeschlafenen Kinder, und auch nicht mein Verstand, der mir in schlaflosen Nächten weis machen will, was ich alles verpasst und vermasselt habe (Vergangenheit) oder was ich alles noch brauche zum Glück (Zukunft). Aber die Liebe und die Liebsten, die Freude an jedem neuen Tag, die Leidenschaft fürs Leben. All das ist heute, nicht morgen, denn keine:r von uns weiss, wieviel Zeit uns noch bleibt. «Atha» sagt die Yogaphilosophie: JETZT. Ist alles (und viel mehr), was wir haben.