In meinem letzten Blog habe ich über zwei wirklich gute Gründe geschrieben, sich für eine Yoga-Ausbildung anzumelden (ich verlinke den Blog hier). Vielleicht hast du dich nun also entschieden und willst ein Yoga Teacher Training machen (oder du bist noch im Entscheidungsprozess), dann habe ich dir hier ein paar Tipps für mehr Gelassenheit vor und während deiner Ausbildung. Vielleicht stehst du auch vor einer grösseren Entscheidung oder einem Neubeginn? Auch dann kann dir dieser Blog weiterhelfen, sei es in der Entscheidungsfindung, wo uns so oft, nicht das Herz in die Hose rutscht, aber vielmehr die «Vernunft» übernimmt und es uns schwer fällt auf das Herz zu hören oder du kannst einem kommenden Neubeginn (und hoffentlich hält das Leben noch einige davon für uns alle bereit), gelassener entgegen blicken. Denn eigentlich ist es ja schön, wenn das Leben noch Abenteuer für uns bereit hält, die das Herz höher schlagen lassen.

Unsere diesjährige Yoga-Ausbildung hat mit einer wunderbaren Gruppe begonnen, bereits nächstes Wochenende starten wir ins zweite Modul/Weekend. Natürlich waren alle, ich inklusive, vor Beginn und am ersten Nachmittag/Abend etwas nervös, das hat sich aber schon am zweiten Tag gelegt und bereits haben mich seither einige schöne Nachrichten erreicht, wie sehr die Teilnehmenden die Tage genossen haben. Und da bin ich auch schon beim ersten Punkt:

  1. Es ist normal nervös zu sein! Ich erinnere mich an mein erstes Reiki-Wochenende bei meinem Lehrer, damals an der Nordsee. Ich war 1000 Kilometer mit dem Nachtzug Richtung Norden gefahren, dorthin, wo der Erde und Himmel sich treffen, war vollkommen übermüdet, hatte ich doch meine drei damals noch kleinen Kinder nach einer organisatorischen Höchstleistung in Obhut der Nachbarn gelassen und sass nun trotzdem auf Nadeln ob alles gut gehen würde (ging es natürlich – und auch das ist ein Punkt, meistens, wirklich allermeistens geht alles gut und unsere Befürchtungen treten eigentlich zu fast 100 Prozent bei ein). In dieser Verfassung traf ich etwas verwuselt beim Frühstücksbuffet auf den Kursleiter, auf die Frage wie es mir gehe brachte ich in Schweizerhochdeutsch heraus: Ich habe Angst, ich habe keine Ahnung wofür ich mich hier angemeldet habe und ich weiss auch nicht mehr warum! Er sagte: Das ist gut! Das ist nicht Angst, das ist Respekt, und das ist gesund! Wenn wir vor etwas Neuem stehen oder etwas Neues beginnen, ist es normal, dass unser Herz höher schlägt, die Aufregung zeigt uns, dass wir noch nicht alles in diesem Leben gesehen haben und das Leben eben immer noch ein Abenteuer ist – und das ist toll! Also relax, alles normal. Und weisst du was? Alle sind nervös, auch die Kursleiterin, der Lehrer, das gehört einfach dazu. Du bist also nicht alleine …
  2. Du hast dich also angemeldet, bist aufgeregt wie vor einem ersten Date und eigentlich willst du nicht mal Yogalehrer:in werden? Gut so! Das musst du ja auch nicht! Die meisten Teilnehmenden können sich am Anfang der Ausbildung nicht vorstellen zu unterrichten und das ist eigentlich gut so, es zeigt, dass die Motivation ein Training zu absolvieren vor allem aus dem Interesse am Yoga selbst kommt. Ich hätte mir nie (!!!) träumen können, dass ich später Yoga unterrichten würde, nichts lag mir ferner. Und doch tue ich es nun mit immer noch stetig wachsender Begeisterung seit 14 Jahren … So geht das Leben, es hat noch Überraschungen für uns bereit (wenn wir uns darauf einlassen). Also lass los, den meisten geht es gleich wie dir, lass dich ein und schaue, was dich erwartet (so erwartungslos wie möglich) und sei gespannt, wohin die Reise dich trägt. Es wird wunderbar! Und das ist ja auch so viel Yoga: loslassen, in der Gegenwart bleiben, das Herz öffnen, praktizieren, sich mit den anderen verbinden.
  3. Etwas vom Allerschönsten am Yoga finde ich die Verbindung mit anderen Menschen! Sei es in einer Yogastunde, in einem Workshop, einem Retreat, einer Ausbildung – da kommen Menschen von überall her zusammen im Namen von Yoga und treffen sich, das berührt mich immer wieder sehr. Menschen, die draussen im «normalen» Alltag vielleicht gar nie zusammen kämen, da sich ihre Lebenswelten nicht überschneiden würden. Die junge Kindergärtnerin, die Mutter von drei Kindern, die Ärztin kurz vor der Pensionierung usw. Es ist Yoga, das die Menschen eint und oft entstehen Freundschaften fürs Leben. Dieses Wunder entsteht weil wir uns fernab des Alltags neu begegnen können, offen und frei, weil Menschen sich ehrlich zeigen können und sich berühren lassen und alle verstehen, jeder hat seinen Rucksack zu tragen, niemand ist perfekt, wir sind alle Mensch. Allein dadurch kann so viel Heilung entstehen, von nun an werden wir auch draussen Menschen mit anderen Augen begegnen.
  4. Deswegen wirst du auch gar nicht gross auf die Idee kommen, dich mit anderen zu vergleichen! Das ist sowieso ein Tunnel, den wir nie betreten oder wenn es trotzdem geschieht, sofort wieder verlassen sollten, weil ausser eine Bestätigung unserer bereits vorhandenen Selbstzweifel, Minderwertigkeitskomplexe kann aus Vergleichen wirklich nichts entstehen. Jeder Mensch ist einzigartig und gerade diese Einzigartigkeit macht jeden Menschen wunderschön! Das zu erkennen, will uns Yoga helfen. Jeder ist eine einzigartige Blume im Menschengarten und jeder hat seine ganz eigenen Geschichte und seine eigene Aufgabe. Im Yoga sind wir alle gleich und doch alle verschieden, das erkennen wir nicht nur in der Anatomie, sondern je tiefer wir in die Praxis eintauchen und mehr und mehr über Yoga erfahren und lernen, es ist ein Weg der Selbsterkenntnis in die Freiheit, wo Vergleiche keinen Platz mehr haben.
  5. Yoga ist ein Herzensweg! Vielleicht denkst du noch, dass es in einer Yoga-Ausbildung vor allem um die Asanas, die Yoga-Übungen ginge und dass du diese möglichst perfekt ausführst oder sogar alle «können» musst (das musst du natürlich nicht, das kann niemand). Vielleicht denkst du auch, dass jetzt noch nicht der ideale Zeitpunkt für eine Ausbildung ist. Dann lass mich dir sagen: dieser Zeitpunkt kommt nie! So verbringen wir doch eh schon oft unser Leben, dass wir auf später verschieben, wonach wir uns sehnen, weil die Vernunft scheinbar gute Gründe hat, warum es jetzt noch nicht passt. Hör da gut in dich hinein und komm dir auf die Spur, da kann man (leider) so viel Zeit vergeuden. Als ich meine 200 Stunden-Training machte, waren unsere Kinder noch sehr klein und mein Mann und ich arbeiteten viel, trotzdem war das Geld knapp, kein Wunder, dass alle den Kopf schüttelten. Ich aber wusste, dass ich diesen Weg gehen wollte, wohin auch immer er mich führen würde. Heute schüttelt niemand mehr den Kopf, Yoga gehört zu meinem Leben und ich bin dankbar habe ich mich damals so entschieden, auch wenn vielleicht der Zeitpunkt nicht optimal schien. Hör einfach auf dein Herz, es kennt den Weg! Es gibt keine «falschen» Wege, es gibt nur Erfahrungen auf deinem Lebensweg.

Ich hoffe, ich konnte dir mit diesen Gedanken weiterhelfen und wünsche dir weiterhin viel Freude mit Yoga! Lass mich wissen, was dir vor und/oder während der Ausbildung oder auch vor anderen grossen Schritten in deinem Leben geholfen hat, Ruhe zu bewahren.

Herzlich, Barbara